Philip Morris kauft sich die öffentliche Meinung – oder versucht es wenigstens

am 24. Oktober 2017

Gleich mehrere Versuche startete der Tabakgigant innerhalb nicht allzu langer Zeit, um die öffentliche Meinung auf seine Seite zu ziehen. Das wohl mit Abstand teuerste Vorhaben ist die Unterstützung einer Stiftung, die in eine rauchfreie Welt führen soll.

Die angebliche Vision von der rauchfreien Welt

Die „Foundation for a Smoke-Free World (Stiftung für eine rauchfreie Welt)” wird in den kommenden zwölf Jahren jeweils 80 Millionen Dollar, also insgesamt fast eine Milliarde, von der Firma Philip Morris erhalten. Gegründet wurde die Stiftung ausgerechnet von Derek Yach, der früher für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) tätig und maßgeblich an der Ausarbeitung des Tabakrahmenübereinkommens beteiligt war. Philip Morris ist bisher die einzige Firma, welche die Stiftung unterstützt, und es ist sehr zweifelhaft, dass die Stiftung weitere Geldgeber finden wird. Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits dazu aufgerufen, nicht mit der Stiftung zusammenzuarbeiten.

Im Grunde handelt es sich bei der Stiftung um eine riesige Werbemaschine für Produkte der Firma Philip Morris, die angeblich sicherer sind als herkömmliche Zigaretten. Philip Morris möchte hier Marktführer werden, ohne den Markt für ihre alten Produkte aufzugeben. Wer eine rauchfreie Welt möchte, der darf keine Zigaretten verkaufen. Wer sie dennoch verkauft, ist an Zynismus nicht zu überbieten.

Philip Morris und die Menschenrechte

Ein zweiter Versuch der Firma, sich ein gutes Image zu verschaffen ging gründlich in die Hose. Im September 2016 beauftragte der Tabakkonzern das Dänische Institut für Menschenrechte (Danish Institue for Human Rights) mit der Anfertigung einer Studie zur Einhaltung der Menschenrechte durch Philip Morris. Das Ergebnis dürfte dem Tabakkonzern gar nicht gefallen haben. Das Institut kam zu dem Schluss, dass die Produktion und Vermarktung von Tabakprodukten mit der Wahrung der Menschenrechte unvereinbar ist. Es empfahl der Firma, die Produktion und Verkauf einzustellen.

Philip Morris und die Kunst

Unter der Bezeichnung „The Power of the Arts“ startete Philip Morris in Deutschland eine Initiative, mit der Kulturprojekte finanziell unterstützt werden sollen, die sich um die Integration geflüchteter Menschen kümmern. Philip Morris verfährt dabei nach dem bewährten Muster: die Firma sucht sich ein paar prominente Menschen, die sich als Aushängeschild benutzen lassen – in diesem Fall unter anderem den Intendanten der Berliner Volksbühne Chris Dercon –  und unterstützt Projekte, gegen die sich inhaltlich nichts einwenden lässt. Dann heimst man das Lob für das angebliche soziale Engagement ein.

Aktivitäten wie die Initiative „The Power of the Arts“ werden von der Tabakindustrie benutzt, um von den tödlichen Folgen ihrer Produkte für die Menschen abzulenken und um die Industrie als verantwortungsvollen Teilhaber am gesellschaftlichen Geschehen erscheinen zu lassen. Gemäß den Leitlinien zur Umsetzung des Gesetzes zu dem Tabakrahmenübereinkommen, das Deutschland 2004 verabschiedet hat, ist dieses von der Tabakindustrie als „sozial verantwortlich“ bezeichnete Verhalten, eine Strategie zur Vermarktung ihrer Produkte, die als Werbung anzusehen ist. So sehen wir das auch.

Inzwischen hat Philip Morris vier Kulturprojekte mit jeweils 50.000 Euro ausgezeichnet. Die Preisverleihung soll am 12. Dezember in den Räumen der Akademie der Künste in Berlin stattfinden.

eichingerPhilip Morris kauft sich die öffentliche Meinung – oder versucht es wenigstens